Bis zum Jahr 2000 existierten keinerlei Behandlungen, um sogenannte ektatische Hornhauterkrankungen (Keratoconus, PMD, Keratektasie) zu stoppen. Folglich blieb nichts weiter übrig als zuzuwarten, bis die Hornhaut sich so stark vorwölbt, dass eine Korrektur des Sehens mit Brille oder Kontaktlinsen nicht mehr möglich war. In diesem Stadium konnte dann nur noch eine aufwändige und risikoreiche Hornhauttransplantation das Sehen wieder verbessern.
Dank der Erfindung des Cross-Linkings durch unter anderem Prof. Dr. Dr. Theo Seiler existiert eine minimal-invasive Methode um das Fortschreiten dieser Hornhauterkrankungen effektiv zu stoppen.
Wir bei Eye Zurich haben grosse Erfahrung aus langjähriger, enger Zusammenarbeit mit dem Erfinder des Hornhaut-Cross-Linkings.
Die Hornhaut des Auges besteht aus einem Gerüst von Kollagenfasern, die besonders ausgerichtet sind. Durch diese Anordnung entsteht eine hohe Stabilität und Transparenz, welche für die Sehkraft wichtig ist.
Bei Patienten mit einer Ektasie ist diese Stabilität reduziert, sodass sich die Hornhaut immer weiter nach vorne wölbt.
Durch das Cross-Linking werden die Kollagenfasern untereinander "querverlinkt" und somit verfestigt. Das primäre Ziel der Behandlung ist es die gegenwärtige Form der Hornhaut zu stabilisieren also «einzufrieren» und das Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern.
Die Behandlung findet in vier Schritten statt.
Durch das Cross-Linking werden die Kollagenfasern miteinander Verbunden wodurch einerseits die Stabilität zunimmt und anderseits auch eine teilweise Abflachung stattfindet.
Die Behandlung an sich ist praktisch schmerzfrei und wird in Lokalanästhesie mit betäubenden Augentropfen durchgeführt. Nach dem Cross-Linking treten moderate bis starke Schmerzen auf, die nach zwei bis drei Tagen wieder abklingen. Anfangs ist die Sehkraft deutlich reduziert und Blendempfindlichkeit macht sich bemerkbar.
Die Rückkehr zu alltäglichen Aktivitäten und zur Arbeit ist normalerweise nach 7-14 Tagen möglich.
In den letzten zwei Dekaden wurde die Crosslinking-Behandlung fortwährend weiterentwickelt. Dabei wurden Leistung und Bestrahlungsdauer oder das Muster der Bestrahlung optimiert.
Die Bestrahlungszeit dauert 30 Minuten bei einer Energie von 3mW/cm2
Die Bestrahlungszeit wird auf 10 Minuten verkürzt während dem die Energie auf 9mW/cm2 erhöht wird. Die Behandlungszeit wird deutlich verkürzt ohne, dass der Cross-Linking-Effekt abnimmt.
Das Muster der Bestrahlung wird individuell an die Hornhaut resp. an den Keratokonus des Patientes angepasst. Dadurch verringert sich die Heilungszeit und der Keratoconus bildet sich leicht zurück.
Bei weniger fortgeschrittenen Formen des Keratoconus kann die Hornhaut vor dem Cross-Linking mit einem Laser (PRK) zuerst regularisiet werden. Durch diese Regularisierung wird die Hornhaut wieder runder, was später die Sehschärfe ohne Brille oder Kontaktlinsen verbessern kann.
Da die Hornhaut durch den Cross-Linking-Effekt noch bis zu zwei Jahren später leicht abflacht ist es Sinnvoll die Laser-Korrektur zur Verbesserung der Sehschärfe erst später vorzunehmen.
Die oberste Schicht der Hornhaut wird bei diesen Verfahren nicht entfernt, was eine schnellere Heilung mit sich bringt. Zahlreiche Studien haben jedoch gezeigt, dass der Effekt bei dieser Methode nicht genügend ist, wir raten deshalb von diesen Protokollen ab.
Bei allen Arten des Cross-linkings wird die Hornhaut versteift und unterschiedlich stark abgeflacht. In ungefähr 95% der Behandlungen wird das Fortschreiten des Keratoconus dadurch gestoppt und bildet sich dadurch teilweise zurück.
Direkt nach der Behandlung wird eine Verbandskontaktlinse auf die Hornhaut gesetzt. Dadurch kann das Epithel (oberste Hornhautschicht), die für die Behandlung entfern wird, schneller zuheilen. Damit der Lidschlag die Heilung nicht verlangsamt wird das Augen mit einem zusätzlichen Verband verschlossen.
Die Hornhaut ist das Gewebe mit der grössten Dichte an sensiblen Nervenfasern am Menschen. Folglich reagiert der Körper auf die Behandlung mit vermehrtem Tränenlaufen, starken brennenden und stechenden Schmerzen.
Eine ausgebaute Schmerztherapie hilft die ersten Tage nach der Behandlung angenehmer zu machen:
Die Kontaktlinse wird vorsichtig entfernt und es wird kontrolliert ob die oberste Schicht der Hornhaut (Epithel), die für die Behandlung entfernt wurde, zugeheilt ist. Sobald diese geschlossen ist werden kortisonhaltige Augentropfen (FML) angewandt um die Entzündungsreaktion zu kontrollieren. Die entzündungshemmenden Augentropfen (FML) werden über vier Wochen langsam ausgeschlichen.
Zusätzlich empfehlen wir regelmässig befeuchtende Augentropfen (z.B. Optava AT/Lacrycon AT) anzuwenden.
Die Sehkraft erholt sich zögerlich, was bis zu mehreren Wochen andauern kann.
Mit einer sogenannten OCT-Bildgebung (optical coherence tomography) kann gezeigt werden wieviel Prozent der Hornhaut erfolgreich behandelt wurde.
In der Einmonatskontrolle wird die aktuelle Topographie mit den Bildern vor der Operation verglichen. Falls die Hornhaut vollständig aufgeklart ist können die kortisonhaltigen Augentropfen gestoppt werden.
Da auch nach der Cross-Linking-Behandlung die Form der Hornhaut in der Regel nicht ganz regelmässig ist kann die Sehkraft mit Brille nur beschränkt verbessert werden. Formstabile, also harten Kontaktlinsen überdecken die Unebenheiten der Hornhaut und schaffen so eine schöne, kugelförmige Oberfläche. Dies ermöglicht, dass trotz der Hornhautverformung durch den Keratoconus ein scharfes Bild auf der Netzhaut entsteht.
Weitere Untersuchungen sind nötig um mögliche Spätfolgen wie Vernarbungen und Entzündungen im Bereich der Hornhaut auszuschliessen.
Um sicher zu sein, dass der Keratoconus auch wirklich gestoppt wurde werden in den ersten Jahren nach der Behandlung weitere Kontrollen mit Topographiemessungen durchgeführt. Da sich die Hornhaut bis zu zwei Jahre nach dem Cross-Linking noch leicht verformen kann, ist es möglich das Brillen oder Kontaktlinsen in dieser Zeit öfters angepasst werden müssen.
Da es sich beim Keratoconus um eine vererbbare Krankheit handelt macht es Sinn die Geschwister und Kinder eines Betroffenen zu Untersuchen. Je früher ein ein Cross-Linking durchgeführt wird, desto besser ist die Prognose für die Sehkraft nach dem Eingriff.
Beim Keratoconus wird die Hornhaut immer dünner und wölbt sich nach vorne, sodass das Sehen zunehmend schlechter wird.
UV-A ist die schwächste Art der UV-Strahlung des natürlichen Sonnenlichts und hat die Eigenschaft, dass es nicht zu tief in menschliches Gewebe eindringen kann. Durch die Wechselwirkung mit dem Riboflavin werden die Kollagenfasern der Hornhaut vernetzt und so versteift.
Ja, diejenigen Crosslinking-Techniken bei denen das Epithel nicht entfernt wird ((Epi-On-Protokolle) sind gemäss wissenschaftlichen Publikationen signifikant weniger effektiv.
Ja, wobei die Hornhaut mit anästhesierenden Augentopfen betäubt wird. Die Behandlung wird dadurch nahezu Schmerzfrei. Schmerzen treten erst nach der Behandlung auf.
Die gesamte Behandlungsdauer nimmt ungefähr 45-60 Minuten in Anspruch.
Nein. Da die Heilung mehrere Wochen in Anspruch nimmt und nicht bei allen Patienten gleich verläuft operieren wir in der Regel zuerst dasjenige Auge bei welchem die Ektasie weiter fortgeschritten ist. Erste wenn sich das erste Auge vollständig erholt hat, behandeln wir das zweite Auge.
Die Kosten für die Cross-Linking-Behandlung variieren abhängig vom angewandten Protokoll zwischen 1450.- und 3000.- CHF.
Ja, die Cross-Linking-Behandlung wurde in den Leistungskatalog der Krankenkasse aufgenommen. Ein Gesuch für die Kostenübernahme wird jedoch vor der Operation verlangt. Voraussetzung ist der Nachweis, dass sich die Krankheit zunehmend verschlechtert (Progressionsnachweis)
Ja, diese Linsen sind auf der MiGeL (Mittel und Gegenstände Liste) aufgeführt. Die Vergütung reicht meist nicht ganz aus um die Kosten des spezialisierten Optikers für die aufwendige Kontaktlinsenanpassung zu decken.
Das größte Risiko ist eine Hornhautinfektion in den ersten Tagen nach dem Cross-Linking. Dieses Risiko wird jedoch durch Gabe von Antibiotika nach dem Eingriff minimiert und liegt bei unseren Patienten bei weniger als 0,1 %.
Selten treten durch die Bestrahlung Hornhauttrübungen oder Vernarbungen auf, diese können mit kortisonhaltigen Augentropfen behandelt werden. Die regelmässigen Nachkontrollen sollen unter anderem das frühzeitige Erkennen von Hornhautentzündungen nach Cross-Linking ermöglichen.
Die Keratektasie ist eine fortschreitende Krankheit und das Crosslinking kann dies nur stoppen und nicht rückgängig machen. D.h. je früher behandelt wird desto besser wird das Endresultat.
Solange die Ektasie weiter fortschreitet, wird sich Ihre Hornhaut weiter verdünnen, Ihre Sehkraft wird sich weiter verschlechtern, und es ist wahrscheinlich, dass Sie irgendwann eine Hornhauttransplantation benötigen.
Falls schon im Kindes- oder Jugendalter ein Keratoconus besteht, ist das Risiko für eine schnelle Verschlechterung besonders hoch, eine Behandlung sollte deshalb möglichst zeitnah erfolgen. Bei kleinen Kindern ist eine Narkose durch einen Anästhesisten notwendig. Die Schmerzbehandlung nach dem Eingriff muss in diesem Falle dem Alter und Gewicht des Kindes angepasst werden.