Per 1. Januar 2022 erhalten Patientinnen und Patienten für jede Konsultation eine Rechnungskopie vom Leistungserbringer. Dies tritt im Zusammenhang mit dem Kostendämpfungspaket Anpassungen im Krankenversicherungsgesetzt (KVG) in Kraft. Es soll die Patienten dazu animieren die Kosten ihrer ärztlichen Konsultationen zu kontrollieren und allenfalls Einspruch zu erheben. Leider setzt das Verstehen einer Arztrechnung Kenntnisse voraus, die einer durchschnittlichen Patientin oder einem durchschnittlichen Patienten fehlen. Um Missverständnisse aus dem Weg zu räumen versuchen wir hier die wichtigsten Positionen einer Augenarztrechnung aufzuschlüsseln und zu erklären.
Es werden jeweils auch Messungen und Untersuchungen durchgeführt, die nicht abgerechnet werden können aber zum augenärztlichen State-of-the-Art gehörten (z.B. Ausmessung der Brille, automatische Refraktometrie).
Einerseits ligt es in der Verantwortung des behandelnden Arztes keine unnötigen Untersuchungen zu veranlassen. Er muss seine Leistung ggf. gegenüber der Krankenkasse rechtfertigen können. Andererseits ist der Arzt aber auch dafür verantwortlich, dass seine Untersuchung korrekt und vollständig ist, um die Gesundheit des Patientens nicht zu gefährden resp. nichts zu verpassen. Selbstverständlich können Patienten auf kostspielige Messungen verzichten und diese ablehnen. Der Arzt wird dies jedoch in der Krankenakte entsprechend vermerken um sich der Verantwortung entziehen zu können oder aber die weitere Behandlung des Patienten vollständig ablehnen.
Im Vergleich zu Hausärzten, Psychiatern oder anderen Spezialisten benötigen Augenärzte überdurchschnittlich viele kostspielige Geräte, die auch amortisiert werden müssen. Folglich fällt die Rechnung für eine kurze Untersuchung beim Augenarzt im Vergleich zu anderen Ärzten überdurchschnittlich hoch aus.
Der genaue Betrag, der für die entsprechende Position in Rechnung gestellt wird ist online im TARMED-Browser ersichtlich und setzt sich aus einer ärztlichen und einer technischen Leistung zusammen die mit dem Taxpunktwert des entsprechenden Kantons verrechnet wird.
Begrüssung
Wenn die Konsultation länger als 5 Minuten dauert kann pro fünf Minuten ein Aufschlag abgerechnet werden.
Beispiel: Eine Konsultation von einer Gesamtdauer von 30 Minuten wird wie folgt abgerechnet:
Erste 5 Min. + jede weiteren 5 Min. (4 Mal) + letzte 5 Min.
Konsultation bei Personen über 6 Jahre und unter 75 Jahren, jede weiteren 5 Min.
Bei kleinen Kindern oder älteren Patienten kommen andere Positionen zum Zuge, da davon ausgegangen wird, dass dieses Patientenkollektiv aufwändiger ist.
Verabschiedung
Sehtest durch den Optiker/Optometristen/Augenarzt mit Ermittlung des bestmöglichen Visus (Sehschärfe).
Sehtest durch den Optiker/Optometristen/Augenarzt mit Ermittlung des bestmöglichen Visus inklusive Binokularabgleich falls nötig.
Wann ist das nötig?
Sobald sich die Refraktion, also die Korrektur des Sehens verändert ist eine erweiterte Refraktionsbestimmung nötig um heraus zu finden ob die Brille noch stimmt oder ob eine neue Brille zu verordnet werden muss. Vor einer Operation am Auge muss die maximale Sehkraft eruiert werden, ebenso nachach dem sich das Auge nach einer Operation erholt hat.
Besprechen und erklären eines geplanten Eingriffes oder Diagnostik (Ablauf, Chancen und Risiken) inkl. adäquater Dokumentation der erfolgten Patienteninformation.
Bei kleinen Kindern oder älteren Patienten kommen andere Positionen zum Zuge, da davon ausgegangen wird, dass dieses Patientenkollektiv aufwändiger ist.
Um dem Patienten die Anwendung und Bedienung technischer Hilfsmittel (z.B. Lidrandpflege) zu erklären.
Bei kleinen Kindern oder älteren Patienten kommen andere Positionen zum Zuge, da davon ausgegangen wird, dass dieses Patientenkollektiv aufwändiger ist.
Messung des Augeninnendruckes durch den Optiker/Optometristen/Augenarzt und Beurteilung des Sehnerven an der Spaltlampe.
Wann ist das nötig?
In der Regel wird der Augendruck bei allen Routineuntersuchungen gemessen. Ein erhöhter Augendruck kann zum Grünen Star führen und bedroht somit direkt das Augenlicht. Auch bei postoperativen Kontrollen nach einer intravitrealen Injektion, nach der Graustaroperation oder aber wenn der Patient Kortisonpräparate anwendet ist die regelmässige Augendruckmessung besonders wichtig.
Die Untersuchung der zentralen Netzhaut geschieht an der Spaltlampe mit einer Lupe (Netzhautspiegelung) und gehört ebenfalls zur augenärztlichen Routineuntersuchung. Makulaödeme, Blutungen, Netzhautablösungen und Entzündungen im Inneren des Auges werden damit festgestellt.
Hierbei wird werden nicht nur der Sehnerv und die zentrale Netzhaut sondern auch die peripheren Bereiche der Netzhaut untersucht.
Wann ist das nötig?
Bei Patienten mit Erkrankungen wie Diabetes oder Bluthochdruck sollten auch die äusseren Netzhautareale z.B. auf Blutungen oder Gefässveränderungen untersucht werden. Mit der Gabe von Tropicamid-Augentropfen kann die Pupille erweitert und auch die ganz periphere Netzhaut beurteilt werden. Dies ist u.A. nötig sobald der Verdacht auf Glaskörperabhebung, Netzhautriss oder Ablösung im Raum steht.
Bei der Fundusaufnahme handelt es sich um ein Art Fotographie der Netzhaut.
Wann ist das nötig?
Sobald eine Anomalie wie z.B. ein Netzhautmuttermal, Netzhautriss, Netzhautblutung etc. festgestellt wird oder aber eine systemische Erkrankung vorliegt die Einfluss auf die Netzhaut haben könnte (z.B. Diabetes Mellitus) erfolgt eine Fundusaufnahme zur Dokumentation des Befundes. In späteren Untersuchungen können die Aufnahmen verglichen und eine Verschlechterung resp. Verbesserung erkannt werden.
Sobald in der Biomikroskopie, also bei der Netzhautspiegelung im Bereich der Makula oder des Sehnerven eine Auffälligkeit entdeckt wird erfolgt die Scanning-Laser-Ophthalmoskopie mit dem OCT-Gerät.
Hierbei werden Schichtbilder des Netzhautgewebes generiert, die einerseits zur Diagnostik resp. Dokumentation und anderseits zur Indikationsstellung einer Operation dienen.
Wann ist das nötig?
Grundsätzlich wird bei allen Patienten mit Diabetes Mellitus eine Untersuchung mit dem OCT-Gerät durchgeführt um ein diabetisches Makulaödem frühzeitig zu erkennen, ebenso vor intraokularen Eingriffen wie der Graustaroperation.
Vor- und während der Therapie mit Medikamenten, die als Nebenwirkung die Netzhaut verändern können (z.B. Chemotherapeutika, Antirheumatika) wird ebenfalls eine OCT-Messung durchgeführt um eine Therapie frühzeitig abbrechen oder umstellen zu können.
Bei Patienten mit Glaukom (Grüner Star) werden ebenfalls bei jeder Konsultation eine OCT-Messung der Nervenfaserschichten am Sehnerven durchgeführt und mit den früheren Messungen verglichen. Nur so ist es möglich das Voranschreiten der Krankheit zu beurteilen, respektive den Therapieerfolg von augendrucksenkenden Medikamenten oder Behandlungen zu messen.
Auch bei Routineuntersuchen bei Patienten ab 50 machen bei bekannter Netzhaut- oder Glaukomerkrankung in der Familie OCT-Messungen im Rahmen eines Screenings Sinn. Diese dürfen aber seit geraumer Zeit nicht mehr über die Krankenkasse abgerechnet werden. Ob die Messungen deshalb nicht durchgeführt, durchgeführt und stattdessen ein Fundusfoto oder aber als Selbszahlerleistung abgerechnet werden, kann der Leistungserbringer selber entscheiden.
Hierbei wird ein Kontrastmittel in die Vene des Patientin injiziert und daraufhin die Netzhaut mit speziell gefiltertem Licht Fotografiert. Dadurch wird untersucht wie es um die Durchblutung der Netzhaut steht und ob es Gefässe gibt die lecken und so z.B. zu einem Makulaödem führen können.
Wann ist das Nötig?
Nach einem Gefässverschluss oder bei diabetischer Retinopathie
Neue, schädliche Gefässe die z.B. Makulaödeme verursachen, können mittels Angio-OCT auch ohne Gebrauch von Kontrastmittel erkannt werden.
Es gibt zurzeit noch keine TARMED-Position
Das Amslergitter ist ein Gitter aus feinen schwarzen Linien auf weissem Hintergrund mit einem zentralen Fixierpunkt. Es ist ein günstiges und effizientes Mittel um die zentrale Netzhaut und Makula subjektiv zu überprüfen. Falls die Makula verdickt ist (z.B. bei Makulaödem, Epiretinaler Membran) nimmt die Patientin oder der Patient die Gitterlinien verzerrt oder gewellt wahr. Bei Defekten der Makula finden sich zentrale Gesichtsfelddefekte. Meist wird nach einem Positiven Test mit dem Amslergitter eine OCT-Messung durchgeführt um die genaue Ursache zu ergründen.
Bei der Gonioskopie wird der Kammerwinkel am vorderen Augenabschnitt mit der Spaltlampe und ggf. mit Hilfe einer Gonioskopie-Lupe beurteilt.
Wann ist das nötig?
Besonders im Falle von Glaukomerkrankungen, intraokularer Entzündungen, Diabetes Mellitus oder nach einem Trauma am Auge ist diese Untersuchung angezeigt.
Die Kontaktglasuntersuchung wird auch zur Beurteilung der peripheren Netzhaut herangezogen.
Die Untersuchung des Gesichtsfeld ist ein wichtiger Bestandteil in der Glaukomdiagnostik. Beim Glaukom findet eine zunehmende Degeneration der Netzhautnervenfasern statt, die einem typischen Muster folgt. Durch diese Degeneration entstehen Defekte im Gesichtsfeld. Eine zunahme dieses Defektes spricht für ein zu hohen Augendruck und erfordert entsprechende therapeutische Massnahmen.
Die Degeneration der Nervenfaserschicht kann mittels OCT-Messung am Sehnerven direkt objektiviert werden.
Durch Perimetrie und die OCT-Messung ist es möglich das Voranschreiten des grünen Stars zu beurteilen, respektive den Therapieerfolg von augendrucksenkenden Medikamenten oder anderen Glaukombehandlungen zu messen. Diese können über den TARMED abgerechnet werden sofern ein weitfortgeschrittenes Glaukom besteht oder nach der Messung eine Operation folgt.
Auch bei Routineuntersuchen bei Patienten ab 50 machen bei bekannter Netzhaut- oder Glaukomerkrankung in der Familie OCT-Messungen im Rahmen eines Screenings Sinn. Diese können aber seit wenigen Jahren nicht mehr über die Krankenkasse abgerechnet werden.
Es gibt Augenärzte, welche die OCT-Messungen deshalb als Selbszahlerleistung abrechnen, was vor der Messung kommuniziert werden muss.
Bei Verdacht einer neurologischen Ursache von Augensymptome ist eine neurologische Abklärung durch den Augenarzt angezeigt. Diese beinhaltet die Tests zur Untersuchung der Funktion verschiedener Hirnnerven wie beispielsweise Blickfeld, Gesichtsfeld, Augen- und Lidbewegungen, Hornhautsensibilität und Pupillenmotorik.
Beim Schirmer-Test wird die Tränenproduktion am Auge mit einem Papierstreifen gemessen.
Bei der Fluoreszeindurchlässigkeitsprüfung wird einerseits der Tränenfilm und dessen Stabilität auf der Hornhaut und andererseits der Abfluss der Tränenflüssigkeit untersucht.
Bei der Topographie der Hornhaut wird die Oberfläche der Hornhaut vermessen. Es entsteht eine Art Höhenkarte ähnlich der Wanderkarte wobei die Höhenunterschiede durch die Abweichung von einer Kugeloberfläche (best-fit-sphere) beschrieben wird.
Wann ist dies nötig?
Bei der Pachymetrie wird die Dicke der Hornhaut genau vermessen. Dies kann mit Ultraschall oder mit der Scheimpflugkamera erfolgen.
Wann ist dies nötig?
Dabei entstehen Schnittbilder der Hornhaut mit hoher Auflösung zur Eruierung von Hornhautdicke, Tiefe von Hornhautnarben, Dokumentation von Hornhauteinschmelzungen
Messung der Sensibilität der Hornhaut
Bei Herpesbefall am Auge ist die Sensibilität der Hornhaut reduziert, hier dient die Messung zum Diagnosesicherung. Vor zahlreichen Eingriffen am vorderen Augenabschnitt wird eine Reizhaar-Aesthesiometrie durchgeführt um eine Prognose, z.B. bezüglich Trockenheit der Augen nach einem refraktiven Eingriff, stellen zu können.
Patienten die geblendet werden leiden meist an einer Trübung der optischen Medien z.B. Trübung in oder auf der Hornhaut, Trübung der Natürlichen oder künstlichen Linse.
Wann ist dies nötig?
Die Endothelzellen kleiden die Rückseite der Hornhaut aus und Pumpen ständig Wasser aus der Hornhaut. Bei Hornhauterkrankungen oder nach intraokularen Eingriffen (z.B. Graustaroperation) kann die Anzahl Endothelzellen reduziert sein.
Wann ist dies nötig?
Beurteilung und Auszählung des Bildes der Endothel-Spiegelmikroskopie
z.B. Expression von Sekret aus den Meibomdrüsen i.R. Meibomdysfunktion.
Notfall-Inkonvenienzpauschalen
Wie wird nach TARMED die Notfallmässigkeit einer Konstultaion definiert?
Beim direkten Arzt-Patinentenkontakt: Jeder Patient, bei dem sich unabhängig von der auslösenden Ursache eine Störung der vitalen Funktionen ausbildet, zu befürchten, respektive nicht auszuschliessen ist. Gilt auch für Patienten bei denen eine akute Erkrankung, ein Trauma oder eine Vergiftung eine Organschädigung hervorrufen oder zur Folge haben kann.
Ohne direkten Arzt - Patientenkontakt: Medizinisch notwendig und/oder vom Patienten, Angehörigen oder Dritten als offensichtlich notwendig erachtet.
Abhängig vom Zeitpunkt der notfallmässigen Dienstleistung werden unterschiedliche Pauschalen abgerechnet:
Bei notfallmässigen Konsultationen
Montag bis Freitag 7 Uhr bis 19:00 Uhr.
Samstag 7 Uhr bis 12:00 Uhr
Montag bis Sonntag 19:00 Uh bis 22:00 Uhr
Montag bis Sonntag 22:00 Uh bis 07:00 Uhr
Berichte von 11-35 Zeilen an die Versicherung, andere Ärzte oder an die Patientin oder den Patienten.