6.3.2025
Lesezeit:
10 Minuten

Touch-UP ONO

Patientenführung nach Katarktoperation bis ggf. zur refraktiven Korrektur

Dr. Valéry Vinzent Wittwer

Ein gesundes Auge kann nach einer Kataraktoperation wieder eine bestkorrigierte Sehschärfe von 1.0 bis 1.2 resp. 20/20 bis 25/20 erreichen, falls folgende Voraussetzungen bestehen:

  • Unauffällige Struktur der Netzhaut im OCT
  • Gesunde Optikusnerven mit intakter RNFL
  • Klare optische Medien (Glaskörper, Linse resp. IOL und Hornhaut)
  • Keine Aberrationen höherer Ordnungen (Coma, Trefoil etc.)

Bei 5-15% der Kataraktoperationen besteht nach der Operation noch immer ein Sehfehler von +/-0.5-1.5 Diptorien (Aberration niederer Ordnung), dies kann auch mit der besten Linsenformel nicht vermieden werden. Diese Restfehler können mittels Brille, Kontaktlinsen oder auch mit einem weiteren Eingriff korrigiert werden, man spricht von einem Touch-up. 

Nur bei einer Anisometropie von über 3 Dioptrien besteht eine Chance, dass die Krankenkasse für die Kosten eines Touch-ups aufkommt. Ein entsprechende Kostengutsprache muss im Vorfeld eingeholt werden. Die Vorlage für das Gesuch für die Kostenübernahme ist in der Praxissoftware hinterlegt.

OnO-Pakete mit Option für Touch-UP

Patienten die den Wunsch haben nach der Kataraktoperation in eine oder mehrer Distanzen ohne Brille scharf sehen zu können haben die Option eines der Folgenden Selbszahlerpakete auszuwählen. Falls nach dem Eingriff dennoch ein Restfehler besteht wir dieser mittels Touch-up korrigiert ohne zusätzlichen Aufpreis.

  • Paket Vision
    • Binokulares Sehen in die Ferne
    • Binokulares Sehen in die Nähe oder mittlere Distanz
    • Monovision
  • Paket Prime (Paket Vision Femtosenkundenlaser-assistiert)
    • Binokualres Sehen in die Ferne
    • Binokulares Sehen in die Nähe oder mittlere Distanz
    • Monovision
  • Paket Deluxe
Option ohne OnO-Paket

Patient wurde extern operiert ohne OnO-Paket

  • Selbstzahleranteil 1500.- CHF
  • Voruntersuchung und Nachkontrollen werden über die Krankenkasse abgerechnet

Indikation für ein Touch-Up

  • Patient ist nicht zufrieden mit dem refraktiven Ergebnis der Kataraktoperation
  • Der Patient ist gewillt einen zweiten Eingriff am Auge vornehmen zu lassen

Vorgehen

Patientenführung und Aufklärung
  • Möglichkeit des Touch-UPs  -> hilft den Patienten sich zu beruhigen und gibt ihnen Hoffnung für ein schärferes Sehen in der Zukunft
  • Sehfehler muss über mehrere Wochen stabil sein bevor eine Korrektur vorgenommen werden kann
  • Sehfehler muss mittels erweiterter subjektiver Refraktion eruiert und dem Patienten mittels Brille kurz simuliert werden.
  • Vorzeigen wie sich nach Korrektur die Sicht in die Ferne wie auch in die Nähe verändert (Leseprobe in 40 resp. 80 Centimeter)
  • kleinere Ametropien im Minusbereich oder Astigmatismen ermöglichen das Sehen in mittlere Distanz resp. Tiefenschärfe
  • Vor einem Touch-Up ist immer einmalig eine YAG-Kapsulotomie nötig (cave: Nach YAG-Kapsulotomie kann sich die Position der IOL und somit die Refraktion noch ändern)
  • Wartezeit bis zum Touch-up nutzen um:
    • ggf. Meibomstase, Meibomdysfunktion und Sicca zu behandeln
    • ggf. einen Kontaktlinsenversuch zur Simulation durchzuführen
Spezielles bei Patienten mit Monovision

Monovision wird jeweils vor der Kataraktoperation mittels Brillen- oder Kontaktlinsenversuch simuliert. Dennoch kann es vorkommen, dass sich die Patienten nach der Operation nicht wohl fühlen.

Mögliche Symptome, die durch Monovision verursacht werden: Schwindel, Unwohlsein, Abdecken von einem der beiden Augen mit der Hand
Mögliche Ursachen:

  • Zu hohe Anisometropie
    • 1 bis 1.5 Dioptrien werden in der Regel gut vertragen)
    • > 1.5 Dioptrien werden meist nur vertragen wenn schon vor der Operation eine grössere Anisometropie ggf. mit konsekutiver Amblyopie bestanden hatte

Vorgehen: Zuwarten ermöglicht es den Patienten sich an die Situation zu gewöhnen ggf. auskorrigieren der Anisometroipie mittels Kontaktlinsen oder Brille bis zum Touch-Up

Multifokale IOLs resp. Hybrid Monofokal-EdOF-IOL (z.B. Lucidis)

Typischerweise sind Patienten kurz nach der Implantation von multifokalen IOLs sehr zufrieden, da sie neu fern und nah sehen können. Diese sogenannte Anfangseuphorie verfliegt in der Regel nach wenigen Wochen und die Patienten klagen über eine verminderte Sehschärfe in der Ferne und ein reduziertes Kontrastsehen in der Nähe.
Patienten müssen in dieser Situation über das "neuronal processing" aufgeklärt werden. Durch die multifokale Optik entstehen simultan immer mehrere Bilder auf der Netzhaut. Ein Gegenstand oder Text der betrachtet wird, wird also mehrmals abgebildet und der Effekt des " Ghostings" entsteht. Das Gehirn muss nun also das richtige oder scharfe Bild auslesen, weiterverarbeiten und die unscharfen Geisterbilder unterdrücken, damit der Gesamteindruck eines scharfen Bildes entstehen kann. Dieser Prozess der Neurodaptation kann mehrere Monate andauern. Auch "Halos" respektive das sehen von Lichtkreisen um Lichtquellen vor allem in der Nacht und "Starbursts" respektive das sternförmlige Verziehen von Lichtquellen wird vom Gehirn mit der Zeit unterdrückt.

Tipps zur Verbesserung der neuronalen Adpatation

  • Keine oder nur im Notfall Lesebrille verwenden (cave: Durch die Lesebrille lernen Patienten nicht die unterschiedlichen Bilder zu benützen resp. es werden nur Bilder vom Fernteil der IOL verwendet, was die Neuroadaptaion verhindert)
    • Stattdessen mehr Licht verwenden zum lesen (cave: bei den meisten multifokalen Implantaten ist die Gewichtung für den Nahbereich eher im zentrum und für die Ferne eher in der mittleren Peripherie des Implantates
  • Bei schönem Wetter und viel Sonnenlicht hilft eine Sonnenbrille um die Sehschärfe für die Ferne zu verbessern (cave: Pupille wird weiter und die periphereren Anteile des Implantates erhalten mehr Gewicht)

Bei multifokalen IOLs führen kleinere Sehfehler (0.25 bis 0.5 Dioptrien) und Oberflächen- oder Tränenfilmproblematik zu massiv reduzierter Sehschärfe -> auch kleineren Ametropien müssen mittels Touch-Up korrigiert werden

Falls nach intensivierter Befeuchtungstherapie und auch mit bestkorrigierter Sehschärfe (Korrektur am Phoropter oder mit Brille) die Sehqualität über mehrere Wochen (2x3 Wochen) nicht zufriedenstellen ist sollte vor der YAG-Kapsulotomie vorerst abgesehen werden. Es kann vorkommen, dass Patienten auch trotz guter Sehschärfe nicht mit der neuen multifokalen Optik zurecht kommen und ein Linsenwechsel unausweichlich ist. In diesem Falle ist es von Vorteil wenn die Hinterkapsel noch intakt ist.

Voraussetzungen für ein Touch-Up

  • Intakter Tränenfilm (keine Blepharitis oder Meibomstase)
  • Klare optische Medien
    • YAG-Kapsulotomie durchgeführt
  • Stabile subjektive Refraktion und Topographie über 2 x 3 Wochen (+/- 0.25 Dioptrien)
  • Voruntersuchung refraktive Chirurgie (VR) inklusive Aufklärung über die unterschiedlichen refraktiven Möglichkeiten mit Vor- und Nachteilen (z.B. postoperative Sicca-Symptomatik)

Arten von Touch-Up

  • Implantation einer Add-on-IOL
    • Vorteile: keine iatrogene Sicca-Symptomatik
    • Nachteile: relativ ungenau vor allem bei Korrekturen von Astigmatismus, Risikoprofil eines intraokularen Eingriffes
  • FemtoLASIK-Touch-up
    • Indikation: Schirmertest > 3-10 Millimeter, Hornhaut ohen Vorbehandlung
    • Vorteile: grosse Treffsicherheit
    • Nachteile: postoperativ aggravierte Sicca-Symptomatik
  • transPRK-Touch-Up
    • Indikation: Schirmertest < 3-10 Millimeter, Hornhaut mit Zustand anch refraktivem Augenlasereingriff
    • Vorteile: grosse Treffsicherheit, weniger postoperative Sicca-Symptomatik
    • Nachteile: Schmerzen und verlängerte Rehabilitiationszeit

Anmelden zur Voruntersuchung ein Touch-UP

VR (Voruntersuchung refraktive Chrirugie) bei VW (Operateur) in Wallisellen mit 1. Schwindmessungen 2. Schirmer-Test 3. VW 4. Mydriasis

Vorbereitung
  • Oberfläche für 2 Wochen mit Optava oder Lacrycon Augentropfen befeuchten
  • Kontaktlinsenkarenzt für 1 Woche
  • Patienten sollen nicht mit dem Auto zur Untersuchung kommen (cave: Mydriasis)
  • Patient soll sich informieren > Link

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